Ort: Peter Café Sport
Zu einem Besuch auf Faial gehört der Besuch der Stadt Horta, quirlig, strahlend hell und ein Muss für Segler auf ihrer Reise über den Atlantik. Auf der Hafenmauer und dem Pflaster verewigen sie sich mit bunten Logos, auf denen sie ihre Reiseroute dokumentieren. Tun sie dies nicht, soll es ein schlechtes Omen für die Weiterreise sein.
Zu dem Besuch der Stadt Horta gehört mindestens ein Abstecher ins Peter Café Sport. Im Dumont Reise-Taschenbuch Azoren heißt es " die schönste Kneipe im Atlantik. Das Lokal mit der blauen Fassade ist weit mehr als ein Café, es ist eine Institution und weit über die Azoren hinaus bekannt. Zwanglos kommen Kontakte zwischen Seglern, einheimischen Fischern und Reisenden zustande, an lauen Sommerabenden auch gern auf der Außenterrasse über dem Hafen. Unzählige Jachtbesatzungen hinterließen Wimpel, Flaggen und Fotos, mit denen die Wände tapeziert sind. Lange Zeit schenkte die Kultkneipe ihren schon legendären Gin Tonic spottbillig aus. Jüngst sind die Preise etwas gestiegen, aber die Drinks sind bezahlbar geblieben" (Susanne Lipps: Dumont Reisehandbuch Azoren, 2011, S. 150).
Auf Peters Terrasse über dem Hafen hatte ich mich an einem sonnigen Sonntagnachmittag eingefunden. Dort kann man dem Treiben der Boote, die zur Tauchexkursionen oder Walbeobachtungen aufbrechen, den Kindern, die ins Hafenbecken springen, Einheimischen und Touristen zusehen.
Da mein Magen mir schon seit Tagen anzeigte, dass ihm das portugiesische Essen zu deftig sei, entschied ich mich für eine Cola und einen Brandy.
Glücklicherweise hatte ich einen kleinen Tisch mit vier roten Stühlen ergattert, denn bei Peter war es wieder einmal sehr trubelig. Eine Gruppe Jugendlicher starrte in ihre Laptops, orderte Essen und lief gesellig von einem zum anderen. Ich freute mich auf meine Getränke, denn der Magendruck wurde immer heftiger.
In der Zwischenzeit füllte sich die Terrasse weiter. Tische wurden zusammengerückt, die letzten verbleibenden Stühle zusammen gesucht. Hilfsbereit stellte ich meine drei Stühle zur Verfügung. Diese wurden dankend in Empfang genommen und an der sich direkt an meinen Tisch anschließenden Tafel eingebaut. Portugiesische Großeltern, Eltern, Tanten und Onkel begrüßten sich herzlich. Auch die Kinder wurden geherzt und bewundert. Ach, was waren sie doch wieder gewachsen!
Um das Großfamilienglück nicht zu behindern, zog ich meinen Katzentisch nun ein wenig weiter in die Ecke. Es störte mich nicht, dass der Wind und der Kellner diesen Winkel der Terrasse auch für alte Servietten benutze. Außerdem würde ich gleich durch Cola und Brandy für meine Fürsorge belohnt werden.
In meiner unmittelbaren Nachbarschaft hatten nun endlich alle einen Platz gefunden, die Speisekarte wurde studiert und man beriet sich bei der Speisenauswahl. Immer wieder wurden mir entschuldigende Blicke zugeworfen.
Die Freude war groß, als eine kleine, rundliche, ältere Dame sich zu der Gruppe gesellte. Küsschen links, Küsschen rechts. Endlich sah man sich wieder.
Ich kapitulierte! Für die Tante fehlte der Stuhl und eigentlich auch der Tisch und mir fehlte der Brandy. Und der würde nach dieser langen Zeit auch nicht mehr kommen.
Geschlagen gab ich Tisch und Stuhl frei!
Doch eine freundliche Portugiesin beschwichtigte, ich solle doch bleiben. Man würde eine Lösung für den Sitzplatz der Tante finden.
Ort: Praia do Almoxarife
"Nördlich der Ponta Espalamaca (ca. 8 km von Horta entfernt) erstreckt sich die weite dunkle Sandbucht Praia do Almoxarife, ein an Wochenenden beliebtes Ausflugsziel. Der Strand ist im oberen Bereich in manchen Jahren von großen Steinen durchsetzt und lädt vor allem bei Ebbe zum Baden ein" (Michael Bussmann: Azoren, Michael Müller Verlag, 2010, S. 371).
Oberhalb von diesem wunderschönen Strand wohne ich. Spontan und schnell erreiche ich ihn mit meinem lustigen, klappbaren E-Bike. Jeden Tag eröffnet sich ein anderes Bild: Wellengang, Gezeiten, die Tiefe des zur Verfügung stehenden Sandstreifens.
An diesem Tag bot die Praia den Badenden nur ein ganz kleines Sandstück direkt unterhalb der Mauer der kleinen Promenade. Dicht drückten sich die Strandbesucher an den unteren Teil dieser Mauer, denn die Wellen nahmen mehr als einmal Handtücher und Badetaschen in Besitz. Ich hatte die Wellen fest im Blick und griff immer mal zur Tasche. Viele Strandbesucher beschränkten sich auf traurige Blicke über die Mauer und suchten dann ein alternatives Strandprogramm. Nur Wenige trotzten den Wellen und der Enge.
Eine portugiesische Familie, mãe, pai und zwei Kinder wollten den Platz neben mir erobern. Da mein Handtuch noch ein wenig rücken konnte, packte ich meine sieben Sachen.
Doch eine freundliche Portugiesin beschwichtigte, ich solle doch bleiben. Man würde eine Lösung finden.
Wir schauten uns an und brachen in schallendes Gelächter aus. Erinnerungen an Peter Café Sport kamen hoch.
Beim Weggehen versprach ich, wenn es mal wieder ganz eng ist, nach ihnen Ausschau zu halten.
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Isa D. (Friday, 31 August 2012 13:16)
Liebe Sabine
Ich melde mich schon als potenzielle Leserin Deines Reiseromans an! Deine Geschichtchen sind wie Deine Bilder: bunt, witzig, treffend!
Ich freue mich schon auf den nächsten Eintrag und irgendwann auf die bebilderte Printversion;) LG Isa