So weit ist es nun schon. Die Entspannung, der Müßiggang und vor allem die Zeit ermöglichen mir Gedankengänge über Badetücher.
Ich muss sagen, dass sie in unserer Gesellschaft viel zu wenig Beachtung finden, obwohl ihr Stellenwert auf der Welt überall unschätzbar ist. Niemand wird sich ein gelungenes Sonnenbad oder einen erfolgreichen Aufenthalt am Strand ohne diese meist rechteckigen Begleiter vorstellen können.
Unter dem Arm oder in der Badetasche wird das nützliche Laken an den Strand geschlendert. Dort wird es zunächst sorgsam in Richtung Meer oder Sonne ausgerichtet. Bunte Badeschuhe beschützen es vor leichten Windzügen. Bei stärkeren Böen bewahren mühsam herbei gebrachte Steine den Besitzstand. Je nach Verweildauer bekommet das Tuch Gesellschaft von Sonnenöl, Eimer, Förmchen oder sogar einer Kühltasche.
Das Schicksal des Strandlakens hängt wesentlich von seiner Begleitung ab. Zuweilen muss es über Stunden einsam und ausgekühlt am selben Platz verharren, weil sein Besitzer im Wasser herumtollt oder ein Pläuschchen hält.
Ein anderes Tuch wird von seinem Partner erdrückt. Schwitzend und keuchend muss es ausharren und nur ein kleiner Rand lässt noch erahnen welche Farbe es hat. In diesem Fall spielt es keine Rolle, ob es schön, neu, bunt und unbefleckt ist oder eher ausgebleicht und ausgefranst vom vielen Waschen. Unwohl fühlt sich das Handtuch, wenn es vom Sand beschmutzt und gekitzelt wird. Dann nimmt es sogar das Ausschütteln in Kauf.
Ein treuer Begleiter lässt sein Strandlaken in der Sonne trocknen bevor es wieder sorgsam eingerollt wird. Bedauerlicherweise werden aber die Mehrzahl der nützlichen Geister nass und stockig vernachlässigt, bevor sie in der Waschmaschinentrommel bis zur Übelkeit herumgewirbelt werden. Besonders traurig ist es, wenn der treue Freund vergessen wird und suchend über den Strand treiben muss. Nur zu selten findet er wieder seinen Bestimmungsort.
Hier an meinem Strand sorgte vor einigen Tagen ein fehlendes Handtuch für allergrößtes Aufsehen.
Der Baywatch hatte im Meer einen Körper ertrinken sehen. Seine Beobachtung wurde von einem Passanten bekräftigt. Stundenlang fuhr die Küstenwache den Strandbereich von Praia do Almoxarife ab. Taucher begaben sich auf die Suche. Erst bei Einbruch der Dunkelheit wurde die Aktion eingestellt. Da kein Handtuch am Strand auf seinen Besitzer wartete und auch niemand eine Vermisstenanzeige gemacht hatte, kam man zu dem Schluss, dass man sich geirrt habe.
An diesem Tag waren alle Handtücher von traurigen Beobachtern belegt, die nicht sicher waren, ob sie ausharren oder gehen sollten. Nur wenige wagten sich ins Wasser, sodass die Strandlaken an diesem erschöpfenden Nachmittag viel Arbeit hatten.
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