Eigentlich wollte ich nur zu Abend essen.
Doch es läuft im Fernseher, der in portugiesischen Restaurants immer läuft, heute mal keine Seifenoper, sondern Fußball. Rote spielen gegen Blaue. Aufgrund meiner zunehmende Sehschwäche weiß ich nicht wer gegen wen spielt. Erst als die Spieleraufstellung in Großbuchstaben eingeblendet wird, erkenne ich: es spielt FC Porto. Gegen wen ist ja auch egal. Der Ball ist rund und rollt.
Außer mir und der netten Bedienung mit dem Zahnfehlstand gibt es fünf weitere Zuschauer. Als die Bedienung sich aufmerksam meinem Tisch nähert, frage ich verschämt nach dem Gegner. Ihre Augen leuchten auf: Benefica. Bevor mir ein peinliches HÄ? rausrutschen kann, folgere ich, dass es sich um Benefica Lissabon handeln muss. Soll ich nun für Porto sein?
Ich werde sie fragen. Ich muss jede Situation ausnutzen, um Portugiesisch zu reden.
Nun weiß ich es. Im Lokal mögen alle Benefica. Die Bedienung mag Sporting. Es gibt keinen Patriotismus der Azorianer für den Lissabonnern Verein. Jeder mag, was er mag!
Und ich mag die Situation:
Eine Bedienung, die immer in der gleichen Pose am Türrahmen lehnt, ihren Bauch vorgestreckt, der im Sommer noch kleiner war, ihre Gäste und den Fernseher durch ihre dicke schwarze Brille aufmerksam beobachtend.
Die übrigen Gäste sind in herbstliche Jacken eingemummt. Sie werden sie nicht ausziehen, denn die azoreanischen Häuser haben keine Heizung und so ist es bei abendlichen 15 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit etwas frisch im Raum.
Wie es steht? Keine Ahnung! Hauptsache sie spielen!
Apropos SPIELEN
Wir zahlen!
Sie spielen!
Die Bank gewinnt!
Diesmal keine Malerei, sondern ein Plakat auf meiner Insel!
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